Eine Kirche der Befreiung
Kirche der Befreiung – Das Evangelium von Jesus dem Christus mit den Augen der Indios sehen und erfahren
Dia-Reihe und Begleitheft; Fachstelle für Medienarbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart, 1986; Bilder und Text: Willi Knecht, Ulm; auf der Basis der Ausstellung "Kirche der Befreiung" in St. Georg, Ulm (Okt. 1983, überarbeitet für Diaschau,1984).
Einführung
Die Theologie der Befreiung ist nicht irgendeine Theologie oder theologische Richtung unter vielen anderen, am Schreibtisch erdacht. Vielmehr handelt es sich um eine Glaubensbewegung kontinentalen Ausmaßes, die für die Zukunft der Kirche von entscheidender Bedeutung sein wird. Ausgangspunkt dieser Bewegung ist das leidende Volk Gottes in der Geschichte und die Frohe Botschaft von seiner Befreiung. Es ist eine Bewegung zurück zu den Quellen, zu Bibel und zum Glauben der ersten Christen – um so den Weg in die Zukunft (wieder) zu finden.
Die Lichtbildreihe „Kirche der Befreiung“ will in aller Kürze in das Grundanliegen der Theologie der Befreiung einführen. Der Titel „Kirche der Befreiung“ deutet daraufhin, dass diese Glaubensbewegung aus dem geknechteten Volk Gottes heraus entstanden ist, aus einer Praxis der Befreiung. Es ist nämlich nicht die Theologie oder das Lehramt, die den Menschen das Heil bringen, sondern es ist das Evangelium von Jesus dem Christus. Dieses Evangelium wird in besonderer Weise von den unterdrückten Menschen Lateinamerikas als eine Botschaft der Befreiung verstanden, als Überwindung der "Sünde der Welt" (Habgier, Unterdrückung, Rassismus, koloniale Strukturen, etc.) und ihren Folgen.
Vom Herrschen und vom Dienen, Mk10, 35-45
Das Schwerpunktthema von „nachhaltig predigen“ für das Kirchenjahr 20/21 lautet „abgebrannt…“. Und ja, der Menschheit ist es gelungen, viele für das permanente Wachstum lebensnotwendige Ressourcen buchstäblich zu verbrennen, der Treibstoff für die rasante Entwicklung der letzten 200 Jahre geht zu Ende, vor allem aber haben wir damit unseren Planeten derart „ins Schwitzen“ gebracht“, dass die Menschen und viele Tierarten dies nicht mehr ertragen können. Abgebrannt aber auch im übertragenen Sinn: Unser vorwiegend westlich geprägtes Lebensmodell, die Kosmovision weißer Menschen mit ihrem Wachstumswahn und ihrem extrem übersteigerten Individualismus, ist an seine Grenzen gestoßen bzw. hat sie schon überschritten. Die Verheißungen der Propheten und die Botschaft Jesu können uns die Kraft und den Mut geben, umzukehren. Die Beispiele vieler Menschen in der Nachfolge Jesu lehren uns, dass wir das schaffen können.
Der synodale Weg - aus der Perspektive des "Südens"
Eine wirkliche Umkehr und damit auch eine Erneuerung der Kirche wird es ohne eine vertiefte Spiritualität bzw. eine Vertiefung des Glaubens an Jesus den Christus nicht geben. Eine jesuanisch geprägte Spiritualität hat aber nichts zu tun mit der bei uns üblichen Suche nach Spiritualität, wo es oft zuerst um meine Seele, „meinen“ Gott oder um die eigene Befindlichkeit geht. Eine biblisch-jesuanische und somit eine unterscheidend christliche Spiritualität besteht darin, im gekreuzigten Nächsten das Antlitz des gekreuzigten Christus zu erkennen und an der Seite der Gekreuzigten darum zu kämpfen, dass immer weniger Menschen den global agierenden Räuberbanden zum Opfer fallen.
Im „Goldenen Käfig“ und innerhalb einer Gesellschaft, deren Wohlstand teilweise immer noch oder gar immer intensiver auf der Ausbeutung ganzer Völker beruht, wird es schwer sein, eine solche Spiritualität zu entwickeln, aber es ist nicht unmöglich, weil es nicht unmöglich ist auszubrechen und aufzustehen!
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